Chemie

Das Fach, das ich erst im Studium zu schätzen gelernt habe.

Entsprechend der Definition von Chemie beschäftigt sich auch das Schulfach Chemie mit den verschiedenen Stoffen und deren Reaktionen. Man versucht einerseits die Stoffe aufgrund ihrer Eigenschaften zu verschiedenen Stoffgruppen zusammenzufassen, also systematisch zu ordnen und andererseits das (chemische Reaktions-)Verhalten der Stoffe zu erklären und vorherzusagen.   

Als naturwissenschaftliche Methode spielt das Experiment in der Chemie eine zentrale Rolle. Ausgehend von den Beobachtungen und Ergebnissen eines Versuches, versucht man diese zu deuten oder man stellt eine Theorie auf und versucht diese durch ein geeignetes Experiment zu bestätigen. Diese Kompetenz soll im Verlauf der Schulzeit bis zur sinnvollen Planung und Bewertung von Experimenten ausgebaut werden. 

Viele Beobachtungen können durch Zuhilfenahme entsprechender Modelle erklärt werden. Im Chemieunterricht arbeitet man sehr viel mit Modellvorstellungen. Häufig begibt man sich dazu auf die Teilchenebene. Das heißt, man versucht, sich einen Stoff als eine Ansammlung kleinster Teilchen vorzustellen. Aus dem Aufbau dieser Teilchen kann man nun erklären oder vorhersagen, wie sich die einzelnen Teilchen verhalten und damit der Stoff als Menge einzelner Teilchen nun verhält bzw. reagieren wird. 

Grundwissen

Im Chemieunterricht wendet man eine übersichtliche Anzahl von Theorien auf eine sehr große Anzahl von Phänomenen an. Zur korrekten und eindeutigen Beschreibung der Sachverhalte gehört auch in diesem Fach die entsprechende Fachsprache. 

Als Orientierungshilfe kann dabei eine begrenzte Anzahl von Grundwissensbegriffen dienen. Diese werden entweder "nur" in den allgemeinen Aufzeichnungen besonders hervorgehoben oder zusätzlich in ein Grundwissensheft eingetragen bzw. als Karteikarten angelegt.  Das Grundwissen enthält alle wichtigen Begriffe und Übersichtsschemata zu den einzelnen Teilbereichen.  Die Begriffe werden bei erstmaligem Gebrauch im Heft als Grundwissen gekennzeichnet und gegebenenfalls in das Grundwissensheft übernommen, sodass sich der Fachwortschatz langsam aufbaut und eine erleichtertes Wiederholen und Nachschlagen der wichtigesten Begriffe ermöglicht wird. 

Durch das Grundwissen gibt es für die Lehrer und die Schüler eine verbindliche Definition und Abgrenzung von Grundwissen und aktuellem Stoff. Zudem kann das Grundwissen als „roter Faden“ der wichtigsten Grundlagen den Weg durch die Vielzahl der damit erklärbaren Phänomene als eine Art Wegweiser begleiten. 

Vorurteile - Warum Chemie so schwer sein soll

„Chemie hab ich nie kapiert“ ist ein Satz, den man häufig zu hören bekommt, wenn man nach dem Beruf gefragt wird und „Chemielehrer“ antwortet. Eigentlich ist Chemie nicht schwerer als die anderen Hauptfächer. Warum erscheint es dann immer so kompliziert? 

Wie in jedem anderen Fach, muss man in Chemie auch manches lernen. Es gibt beispielsweise die Fachsprache, die man beherrschen muss. Als Erleichterung, gewissermaßen ein Vokabelheft gibt es an vielen Schulen ein Grundwissensheft. Zudem muss man die grundlegenden Modellvorstellungen lernen und verstehen und zwar so, dass man sie auch anwenden kann. Dann muss man beides „nur noch“ konsequent und überlegt anwenden. Aber nur mit guten Kenntnissen ist man in der Lage, sich exakt auszudrücken und präzise zu arbeiten. 

Es genügt aber nicht, nur die theoretischen Kennnisse zu haben, man muss auch immer wieder trainieren, diese auf verschiedene Aufgabenstellungen anzuwenden. Gerade für die Anwendung braucht es Übung, um die Fertigkeiten zu verbessern und schnell und zuverlässig zu einem richtigen und sinnvollen Ergebnis zu gelangen. Es verhält sich also ähnlich wie beim Erwerb von Fremdsprachenkenntnissen oder Mathematikkenntnissen. Man braucht zunächst gute und genaue Kenntnisse der Vokabeln und Grammatik, ehe man eine gute Übersetzung machen kann bzw. man muss die Symbole und Rechenvorschriften kennen, ehe man diese auf die Aufgaben anwenden kann. Eine ungefähre Kenntnis bringt auch in diesen beiden Fällen keine guten Ergebnisse. 

Probleme des Unterrichtsfaches Chemie

Inspiriert durch den Kollegen Norbert Luedke, dessen noch viel ausführlicherer Text leider nicht mehr online verfügbar ist. 


1. Fachsprache: 

In der Chemie wird zur Beschreibung der Sachverhalte eine Fachsprache verwendet. Viele Begriffe müssen dazu extra gelernt werden, andere Begriffe unterscheiden sich in ihrer fachlichen Bedeutung von der umgangssprachlichen Bedeutung. In manchen Fällen kommt noch erschwerend hinzu, dass gleiche Begriffe verschieden verwendet werden. Das Wort „Element“ wird beispielsweise umgangsprachlich anders gebraucht („in seinem Element sein“) als in der Mathematik („A ist Element von“ - also Bestanteil von). In der Chemie bezeichnet Element einerseits die „Atomsorte“ im Periodensystem der Elemente, andererseits werden Stoffe als Elemente bezeichnet, wenn man sie nicht weiter trennen kann, obwohl diese Stoffe aus Teilchen bestehen, die zudem häufig ebenfalls aus mehreren Atomen einer Atomsorte aufgebaut sind. Zur Erleichterung beim Erlernen und Anwenden der entsprechenden Begrifflichkeiten versucht man im Chemieunterricht möglichst eindeutige Begriffe zu verwenden und diese eindeutig zu definieren. Eine Hilfe für die Schüler bietet hier das Grundwissenskonzept.


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